Attraktiv als Arbeitgeber durch moderne Arbeitsgestaltung

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Branche

branchenübergreifend


Projektdurchführung

Bildungswerk der Wirtschaft

Am Schloßpark
419417 Hasenwinkel


Laufzeit

01.01.2018 - 31.12.2020


Durchführungsorte

  • Hasenwinkel
  • Neubrandenburg
  • Rostock
  • Schwerin

Handlungsfeld

  • Entwicklung lebensphasenorientierter Arbeitszeitmodelle und Karrierewegplanungen

Projektschwerpunkte

  • Konzepte zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf
  • Konzepte zur Verbesserung der Aufstiegs- und Karrierechancen von Frauen
  • Entwicklung innovativer und lebensphasenorientierter Arbeitszeitmodelle

Kurzbeschreibung des Projekts

Arbeitgeber müssen verstärkt auf Mitarbeitende eingehen, die Privat- und Erwerbsleben besser vereinbaren wollen. Für diese Problemstellung hat das Projekt mit KMU Arbeitsmodelle als Lösungen entwickelt, die Karriereknicks durch bspw. temporäre Abwesenheiten wie Eltern- oder Pflegezeit verhindern und Belastungen durch Mehrarbeit bei Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen reduzieren. Die spezifischen Bedarfe der KMU sind dabei berücksichtigt worden. Übergeordnetes Ziel war es unternehmensspezifische Konzepte zur ausgewogenen Work-Life-Balance zu entwickeln, um so Arbeitgeberattraktivität und Mitarbeiterbindung zu fördern.

Hauptziel war die Entwicklung und Implementierung lebensphasenorientierter Arbeitsmodelle für vor allem weibliche Fach- und Führungskräfte (FFK), die zur besseren Vereinbarkeit von Privat- und Erwerbsleben beitragen sowie Belastungsfaktoren durch Mehrarbeit reduzieren. Die Modelle sollten auf die spezifischen Bedarfe der Unternehmen zugeschnitten sein.

Die gesammelten Erfahrungen wurden über Netzwerke und öffentliche Veranstaltungen an interessierte Führungskräfte und Unternehmen kommuniziert.

Die Angebote des Projektes richteten sich an Unternehmen der Branchen Hotel- und Gastgewerbe mit einem hohen Anteil an Frauen in Führung (ca. 38 %), die Nahrungsmittelproduktion sowie Metall und Elektro mit einem geringen Anteil an Frauen in Führung (ca. 10%) in ganz Mecklenburg-Vorpommern.

Ergebnisse

Work-Life-Balance in Ernährungsbetrieben

Ein wichtiger Ansatz bestand in der angeleiteten Selbstreflexion insbesondere von Führungskräften der beteiligten Unternehmen zu Unternehmenswerten sowie im Feedback von Mitarbeitern zu ihren aktuellen Belastungssituationen. Führungskräfte haben erkannt, dass sie auch im Arbeitsalltag mehr auf die Bedürfnisse von Mitarbeitenden sowie auf ihre eigene Rücksicht nehmen müssen. Sie haben gelernt, diese leichter zu erkennen bzw. im Gespräch zu erschließen. Ein Erfolg des Projektes besteht in der Haltungsänderung sowie im Kompetenzerwerb der Führungskräfte wie das Feedback der Teilnehmenden zeigt:

„Durch das Coaching […] fühle ich mich bestärkt darin, auf meinen Mitarbeiter direkt zuzugehen, wenn ich merke, dass er vielleicht privat ein Problem hat, was seine Arbeitsleistung beansprucht. …“

„Wir haben gemerkt, dass die Werte im Alltag schnell untergehen. Man muss sich diese immer bewusst machen und auch so vorleben, sonst kann es gar nicht beim Mitarbeiter ankommen. Wir müssen uns gegenseitig daran erinnern und Feedback geben.“

„Ich fühle mich als Schichtleiter jetzt auch besser vom Chef verstanden. Man denkt sonst immer, man steht mit seinen Problemen allein da und man hat ja auch selbst noch ein Leben außerhalb der Arbeit. Das besser abzugrenzen, muss man erstmal lernen und allein ist das nicht so einfach.“

Ein weiterer wesentlicher Aspekt war die Verständnisklärung „lebensphasenorientierter Schichtplangestaltung“ und die Erkenntnis: Es gibt keine Nonplusultra-Lösung. Wichtig ist die Frage: Wie kann ein „Besser“ aussehen? Welche Regelungen sind starr und welche flexibel? Im Ergebnis konnten wichtige Aspekte für eine arbeitnehmerorientierte Schichtarbeit wie z.B. Wunschdienstpläne, temporäre Dienstpläne für besondere Lebenslagen, Tauschbörsen, Langzeitarbeitszeitkonten u.a. herausgearbeitet werden.

 

Work-Life-Balance in Hotelunternehmen

Auch bei kleinen Unternehmen im Hotel- und Gastgewerbe konnten zahlreiche Möglichkeiten herausgearbeitet werden, Work-Life-Balance und Familienfreundlichkeit zu erhöhen. Auf Grund der engen Personaldecke in den beteiligten kleinen Unternehmen lag hier der Fokus auf der Strukturierung der Arbeitsaufgaben. Unter Einhaltung von Zeitangaben konnten Belastungen reduziert und Aufgaben im Notfall besser nach Arbeitspensum umverteilt werden. Insbesondere die 5S-Methode zur Prozessoptimierung sowie klare Tages-, Wochen-, Quartals- und Jahreszielsetzungen durch die ALPEN-Methode haben im herausfordernden Hotelalltag Abhilfe geschafft. Auch die Einführung und Nutzung von digitalen Planungstools waren hilfreich für die Aufgabenstrukturierung. Darüber hinaus wurden folgende weitere Lösungsmöglichkeiten zur Reduzierung von Überstunden und Sicherung einer erfolgreichen Work-Life-Balance diskutiert:

  • die Einführung von Joker- und Springer-Dienste, um ein vorausschauendes Vertretungsmanagement zu sichern, das auf unerwarteten Personalausfall eingestellt ist,
  • Funktionsarbeitszeiten, bei denen nur die Erfüllung der Aufgabe vorgegeben wird, aber keine konkreten Beschäftigten fest verpflichtet sind,
  • Möglichkeiten zum flexiblen Diensttausch im Team untereinander
  • Jahresarbeitszeitkonten, um saisonale Schwankungen in der Arbeitsauslastung auszugleichen,
  • Job-Sharing von Teilzeitkräften im abwechselnden Schichtbetrieb.

 

Work-Life-Balance in Metall- und Elektrobetrieben

In den beteiligten Metall- und Elektrobetrieben lag der Fokus auf den Belastungen durch die Arbeit im Schichtsystem, die Kommunikation von Bedürfnissen über die Führungskräfte an die Chefetage sowie die eigene Arbeitsbewältigungsfähigkeit und die Stärkung der Selbstfürsorge einzelner Beschäftigter.

Auch hier war eine der wichtigsten Erkenntnisse der Führungskräfte, den Dialog mit den Mitarbeitenden zu suchen, Raum für den formellen und informellen Austausch mit, in und zwischen den Teams zu schaffen, Struktur in den Problem-Dschungel zu bringen und gemeinsam mit ihren Beschäftigten zu priorisieren, was aktuell wirklich relevant ist.

Als wichtiges Ergebnis sind regelmäßige Mitarbeitergespräche eingeführt worden, um gegenseitige Erwartungen abzuklären. Der Schwerpunkt lag darauf, mehr Verständnis für persönliche Belange von Mitarbeitenden zu zeigen: Was beschäftigt sie/ihn? Welche Unterstützung wird von Arbeitgeberseite benötigt? Was motiviert sie/ihn? Welche Verbesserungsvorschläge gibt es?

Ein weiteres wichtiges Thema war die Vorbildfunktion der Führungskräfte beim Thema Work-Life-Balance. In Trainings haben sie sich mit dem Thema Selbstfürsorge befasst, gelernt auch ihre eigenen Belastungsgrenzen besser einzuschätzen, um Stress nicht mehr mit nach Hause zu tragen.